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AutorenbildHeike Eichhorn

Über das Verdrängen

Das verdrängen ist eine tükische Sache. Ich dachte, ich käme klar, ich dachte, ich hab alles im Griff, aber heute zeigte sich das Gegenteil. Wenn ich zu Hause bin, ist alles soweit ok, ich habe Abstand und alles unter Kontrolle. Aber heute, auf dem Weg zum Haus meiner Mutter, mein Elternhaus, kam der Schmerz mit aller Wucht zurück. Die Erinnerungen, die nicht gesagten Worte, der Verlust...

Ich parke mein Auto vor dem Haus, schaue zur Haustür, wo sie vor kurzem immer stand und mich mit einem Lächeln begrüßte. Die Rollos sind alle unten, kein Leben, nur Verlust und Leere. Ich sitze im Auto und muss weinen, lass mich treiben, lass den Schmerz zu. Ich steige aus, drehe den Schlüssel im Türschloss um und trete ein. Schließe die Tür hinter mir und obwohl mein Verstand es besser weiß höre ich mich sagen:

" Mama, hallo ich bins".

Keine Antwort, Stille. Ich sehe deine Hausschuh im Flur, mein Weg führt mich in die Küche. Dort saßen wir immer, haben Kaffee getrunken. Manchmal gelacht, manchmal gestritten. Ich finde einen Einkaufszettel, von dir geschrieben. Das Kalenderblatt zeigt den 12. Juni, einen Tag, bevor ich dich ins Krankenhaus gebracht habe.

Im Wohnzimmer liegt die aufgeschlagene Fernsehzeitschrift, 12. Juni. An diesem Tag warst du bei mir, ich habe dich abends nach Hause gefahren, und du hast dich auf einen ruhigen Fernseh Abend gefreut.

Du bist noch da, im Haus, überall. Ich kann es nicht glauben, immer noch nicht, das du nicht mehr da bist. Nur ein Haufen Asche in einer Urne....das kann doch nicht sein.

Hier sitze ich, in deinem Sessel, spüre dich, fühle dich und wieder höre ich mich sagen :

" Mama, Mama...".

Ich dachte, ich hätte alles im Griff...aber nein, ich habe mich geirrt.

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